Langenfeld

Rheinische Landesklinik Langenfeld
Fachklinik für Psychatrie, Neurologie und Psychotherapie
Kölner Strasse 82
40764 Langenfeld
Telefon: 0 21 73 / 10 20
Telefax: 0 21 73 / 1 02 19 90
klinik-langenfeld@lvr.de


Bericht eines Betroffenen

Autor: djfiredancer(03.05.01)
Aufenthalt: Juli – November 1999

Das Klinikgelände liegt verkehrsgünstig (zumindest für motorisierte Patienten) am Rande des Bergischen Landes inmitten des Großraums Köln-Düsseldorf. Die Umgebung ist reich bewaldet, und bietet genügend Möglichkeiten zum Wandern, Radfahren, Joggen. Ist dabei aber relativ stadtnah (5 min. Fußweg zu großen Einkaufsmärkten, 15-20 min. Fußweg zum Stadtzentrum) gelegen. Vor der Aufnahme erfolgen mindestens 1 – 2 Vorgespräche mit dem Stationsarzt, bei denen die ersten Ziele für die Therapie gemeinsam erarbeitet werden und seitens des Arztes die Einschätzung der Therapiefähigkeit des Patienten erfolgt.

Die Station wird von dem Team bestehend aus: 1 Chefarzt, 1 Leiterin (Psychotherapeutin), 1 Abteilungsarzt (gleichzeitig Psychotherapeut), 1 Psychotherapeutin, 1 Ergotherapeutin, 1 Sporttherapeutin, 1 Bewegungstherapeutin, 1 Sozialarbeiterin, 4 Bezugspfleger/innen (Krankenpfleger) im Wechseldienst. Teammitglieder sind in der Regel von 07:00 bis 20:00 auf der Station. Von 20:00 bis 07:00 Uhr erfolgt Aufsicht von Nachtdienst und bei Bedarf der ärztliche Notdienst der Klinik. Grundregeln der Station sind: Während der ersten 2 Wochen am Wochenende keine Möglichkeit für Tages- oder Wochenendurlaub. Striktes Drogen- und Alkoholkonsumverbot (Verstöße werden bis zur Entlassung geahndet). Keine sexuellen Kontakte zu Mitpatienten (auch hier wird der Verstoß mit sofortiger Entlassung geahndet). Pflicht zur Anwesenheit der jeweils festgelegten Therapien (hierzu zählen auch die Mahlzeiten). Handyverbot.

Die Psychotherapie ist nicht speziell für Borderliner. Leider bin ich nicht in der Lage genau zu beschreiben nach welcher Methode hier gearbeitet wird, da mir dazu die Hintergrundinformationen fehlen. So gebe ich einfach alles mit meinen Worten wieder, wie ich es erlebt habe. Die Therapiezeit ist an Werktagen von 08:00 bis ca. 18:30 Uhr . Aber keine Angst auch wenn schon mal die eine Therapie nahtlos an die nächste knüpft, so ist in der Regel noch genügend Freiraum zur Entspannung und für eigene Aktivitäten. Gearbeitet wird hier in Gross- und Kleingruppen, sowie in Einzeltherapien.

Außer dem Mittagessen, daß aus der klinikeigenen Küche kommt, versorgt sich die Patientengruppe selber. Unter dem Hintergrund der Therapie, regeln die Patienten selbstständig mit dem von der Klinik zur Verfügung gestellten Budget, daß Frühstück und Abendessen, sowie für Freitagsnachmittags Kuchen zur Verfügung steht. Durch die Einkaufsplanung bis zum zubereiten der Essen werden die Patienten zur Bewältigung alltäglicher Aufgaben gefördert. Patienten, die zum Einkaufen gehen, werden aus Sicherheitgründen von einem Pfleger auf ihrem Weg begleitet. Schließlich leiden nicht wenige Patienten an Panikattacken in Räumen und an Plätzen, wo sich Menschenmassen aufhalten.

Therapien:

  • Jeden Morgen Patientenrunde, damit das Team sich davon überzeugen kann, ob alle die nacht gut verbracht haben
  • Großgruppe Montags: alle Patienten der Station treffen sich zur Besprechung, wie das Wochenende war, welche Probleme evtl. aufgetreten sind, was man in Hinsicht auf seine Therapie erreicht hat (da die meisten ja von Samstagmorgen bis Sonntagabend zu Hause übernachten. Gruppendynamische Prozesse werden je nach Notwendigkeit oder Interesse der Patienten angesprochen.
  • Großgruppe Freitags: Besprechung für das Wochenende. Jeder Patient stellt seine Aktivitätsplanung vor und es wird besprochen, ob diese so durchgeführt werden können. Es erfolgt eine Wochenbilanz, welche Ziele man in seiner Therapie erreicht hat und welche Ziele als nächstes anstehen.
  • Freitagsnachmittags Patientenrunde: Diese wird von einem der Patienten moderiert. Es werden alle organisatorischen Dinge für die kommende Woche geregelt. So z.B. Küchen-/Spül-, Back-, Einkaufs-, Blumendienst. Es wird gemeinsam beschlossen, was als “Außenaktivität” unternommen wird. Zum Wochenabschluß geht es zu einer gemeinsamen Kaffeetafel.
  • 1x wöchentlich im stetigen Wechsel: Außenaktivität (Es wird eine zuvor gemeinsam geplante Aktivität durchgeführt, z.B. grillen, kegeln, wandern, spielen, Besichtigungen etc.) oder Rollenspiel: Die Anwesenheit ist für jeden Patienten Pflicht. Die Durchführung eines Rollenspiels ist freiwillig. Ein Patient stellt eine Situation dar, die er ändern möchte oder über die er sich Klarheit verschaffen möche. Durch Hinterfragung des Teams wird mit Hilfe der ggf. Mitpatienten und den im Raum zur Verfügung stehenden Mittel wird dementsprechend ein Bühnenbild aufgebaut. Danach hat der Patient dann die Möglichkeit, seine Situation in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft zu spielen. Anschließend erfolgt durch das Team und den Mitpatienten eine Analyse des durchgeführten Rollenspiels. (*pers. Anmerkung: Diese Rollenspiele können ganz schön an die Grenzen der eigenen Belastung gehen. Nicht nur als Akteur, sondern auch als Zuschauer. Ich für mich konnte jedenfalls eine Menge aus den Rollenspielen für mich herausziehen. Denn in den meisten Aufführungen sieht man sich oder Situationen der eigenen Vergangenheit wieder.
  • 1 x wöchentlich Ergotherapie, Gestaltungstherapie, je nach Indikation Projekttherapie oder Bewegungstherapie, Einzeltherapie mit Psychologen und Einzeltherapie mit Bezugspfleger.
  • 2 x wöchentlich Sporttherapie, Kleingruppentherapie, Entspannungstherapie (freiwillig, da abends außerhalb der normalen Therapiezeit)
  • Nach Indikation oder freiwillig: Fitnesstrainig
  • Bei Bedarf wurden auch Partnergespräche in der Klinik durchgeführt.

Die Therapiezeit ist in drei Abschnitte eingeteilt

1. Ankommphase: Die Dauer richtet sich nach der nötigen Eingewöhnungszeit des Patienten. Während dieser Zeit hat der Patient zumindest die ersten 2 Wochenenden keine Erlaubnis zum Wochenenurlaub (1 Übernachtung). Mag vielleicht hart klingen, aber nur so hat der Patient die Möglichkeit auch wirklich in der Kinik “anzukommen”. Viel zu leicht würde sich manch einer diese Chance verbauen, weil er sonst im Wochenende beschließen würde nicht mehr zurückzukommen.

Danach erfolgt das 1. Bilanzgespräch. Zusammen mit dem Team werden die Ziele der Therapie und die voraussichtliche Therapiedauer festgelegt. Mit Beendigung des Bilanzgespräches befindet man sich dann in der Hauptphase.

2. Hauptphase: Man bekommt in der Regel Wochenendurlaub Nach Ablauf der im 1. Bilanzgespräch festgesetzten Frist erfolgt nun das 2. Bilanzgespräch. Es wird Bilanz gezogen, ob die festgelegten Ziele erreicht worden sind oder ob sich Ziele verschoben haben. Nach der Bilanzergebnis und am allgemeinen Zustand des Patienten wird besprochen ob die Hauptphase verlängert wird oder ob und wie lange die Entlassungsphase gestartet werden kann. Es kann durchaus passieren, daß mehrere Verlängerungen der Hauptphase zustande kommen.

3. Abschiedsphase: Um sich schon mal ein wenig an den Alltag zu Hause zu gewöhnen, gibt es zu dem Wochenendurlaub eine weitere Übernachtung an einem Wochentag (außer Montag und Freitag, da aus versicherungs- technischen Gründen keine 2 aneinanderhängenden Übernachtungen außerhalb möglich sind) Wieder zum abgesprochenen Termin erfolgt ein Bilanzgespräch, um zu schauen, ob der Patient wirklich entlassungsfähig ist. Entweder wird eine Verlängerung der Abschiedsphase besprochen oder aber es war die Abschlußbilanz und die Entlassung steht kurz bevor.

Neben der stationären Therapie wird auch ambulante Therapie dort angeboten. Ich persönlich kann diese Klinik nur empfehlen, weil mir dort sehr geholfen wurde. Die 1-2 Bettzimmer waren zwar nicht die schönsten, aber dafür stimmte die Verpflegung und die Betreuung durch Psychologen, Ärzten und Pfleger war einwandfrei. Besonders die Pfleger zeigten meiner Meinung nach eine sehr hohe Motivation und haben mehr getan als sie hätten müssen. Zu meiner Zeit waren wir mit bis zu 18 Patienten auf einer Station im Hochhaus untergebracht. Heute bewohnt die Station in ein eigenes Haus auf dem Klinikgelände.





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